„Ich muss bei Museen immer aufpassen, dass die Hunde das Knochenwerkzeug nicht mitnehmen“, scherzt Markus Klek. Im Stadtmuseum hat der der Palaeotechniker im Foyer von ihm gefertigte Ausrüstungsgegenstände eines „Steinzeitmenschen“ als Anschauungsmaterial ausgestellt. Die Besucher dürfen die Dinge auch anfassen und testen. Vor allem die jungen Zuhörer und Zuhörerinnen freut das.
Auf Einladung des Museums- und Geschichtsvereins sprach Klek in seiner Heimatstadt Schramberg am Donnerstagabend über seine abenteuerliche Winterwanderung von Schramberg nach Freiburg.
Klek freute sich, auch in Schramberg sprechen zu können. Zuerst erklärte er sein Berufsfeld, die Palaeotechnik. Dabei gehe es darum, anhand von archäologische Funde zu schauen, was die Steinzeitmenschen für Werkzeug und Kleidung verwendet haben, um diese nachzubauen und zu testen. Denn ein „längerfristiger Einsatz führt zu anderen Erkenntnissen“, versichert der Steinzeitexperte.
So kam er auch auf die Idee der Wanderung. Er wollte im Winter wandern, da dann weniger los sei und er den Winter ohnehin sehr mag. Doch der letzte Winter versprach kaum Kälte und Schnee, weshalb Klek schon an einen Aufschub seines Vorhabens dachte. Doch am Aufbruchstag gab es den ersehnten Schnee bei minus sieben Grad Celsius.
Sein Equipment bestand aus einem gegerbten Mantel und Schlafsack, einer Art Axt, einer Lanze, einem Werkzeugset für Reparaturen, Schuhen und Not-Überschuhen, Handschuhen, Filz-Socken und einer Wasserflasche. Die war allerdings unbrauchbar, weil das Wasser ständig einfror. Das Leder stammt mitunter von Rothirschen vom Wursthof in Sulzbach.
Mit drei Freunden ging es vom Raustein aus auf den Tischneck und über Hardt weiter nach Peterzell. Der Beginn war direkt der „erste Härtetest“: Die kufenlosen Schlitten seiner Kollegen, die Schleifen genannt werden, waren keineswegs für diese Steigungen und das Waldgelände ausgelegt. Darum musste noch unnötiger Ballast zurückbleiben, ehe es über breite Waldwege weitergehen konnte.
Nach fünf Kilometern musste das Quartett auf dem Hardt das erste Nachtlager aufschlagen. Er schlief ohne Zelt, sondern im Schlafsack, der auf Fellen lag. Doch „man schläft eigentlich nicht“, informierte Klek über die Nächte „in der Wildnis“.
Die einzige Orientierung ist die Natur, denn ins Bett ging es bei Sonnenuntergang und die Sonne weckt einen am nächsten Morgen wieder. Ein Problem für den weiteren Weg war: „Wenn die Felle feucht werden, dann werden sie nochmal schwerer.“ Deshalb waren sie gezwungen, gelegentlich auch Ballast zurückzulassen. Die nächste Übernachtung legte die Gruppe in Peterzell ein. Danach ging es für Markus Klek alleine durch den Schwarzwald.
Es war natürlich „keine Survivaltour“, betont Klek. Das wäre im Winter auch schwer geworden, denn „die Jagd ist in Deutschland nicht möglich“. Daher nahm er als Proviant Gefäße mit Nüssen, getrockneten Früchten und getrocknetem Fleisch mit. Aber auch Knospen der Birke waren in den Tagen auf dem Speiseplan. „Die schmecken intensiv und nach Kräutern“, informierte Klek die Zuhörer und Zuhörerinnen.
Ebenfalls eindrücklich erläuterte der Palaeotechniker sein Vorgehen beim Feuer entfachen: Hierfür gebe es zwei Varianten, von denen die Reibung bei nasser Umgebung nicht gut funktioniere. Deshalb musste er das Feuer schlagen Das sei „recht aufwendig“, denn „es muss alles vorbereitet sein“. Mit eisen- und schwefelhaltigen Mineralien werden Funken auf ein „vorbereitetes Nestchen“ geschlagen.
Der sogenannte Zunderschwamm – ein Pilz – beginnt dann zu glühen und unter Pusten entsteht ein kleines Feuer. Interessant war auch, dass Ötzi seine Glut in einem Gefäß mit sich trug, weil es kaum Bewuchs in den höheren Alpenregionen gibt.
Seine Wanderung führte ihn schließlich über den Thurner nach Buchenbach bei Freiburg, wo er abgeholt wurde. „Es hat sich für mich nicht komisch angefühlt, sondern natürlich“, so Kleks Fazit. Natürlich sind einige Ausrüstungsgegenstände noch optimierbar, doch das möchte er bei einer weiteren Wanderung in der Wildnis Skandinaviens testen.
Ein Problem waren die Schuhe aus Wildschweinleder, die er zu nah am Feuer getrocknet hat und die deshalb Löcher bekamen. Ohne die Überschuhe hätte er Probleme bekommen und eine Pause für eine Reparatur einlegen müssen.
Der Vortrag sorgte beim Publikum für reichlich Interesse, was allein an der 20-minütigen Fragerunde deutlich wird. Die meisten Fragen bezogen sich auf seine Ausrüstung, die Kälte und seinen Beruf, aber auch auf wilde Tiere. Spuren habe er selbstverständlich einige gesehen von Hasen, Bibern, Rehen und weiteren Tieren, aber einem Wolf sei er nicht begegnet. „Der Wolf an sich ist kein Bösewicht, das kam erst durch das aufkommende Christentum“, erklärte Klek dem Publikum.
Im Gegenteil seien Wölfe und Bären bei nordamerikanischen Stämmen sehr verehrt worden, vor allem der Bär, da er aufrecht gehen kann.
„Die Realität der Steinzeitmenschen ist natürlich nicht reproduzierbar“, so Klek am Ende seines Vortrages, denn unsere Körper seien mittlerweile andere Bedingungen gewohnt. „Ich liege auch lieber auf dem Sofa“, gab der Steinzeitexperte am Schluss zu.
Hunde hatten die Besucher übrigens keine ins Schloss mitgebracht – und so konnte Klek seine Utensilien unversehrt wieder einpacken.
Original Artikel NRWZ: https://www.nrwz.de/kultur/abenteuervortrag-markus-klek-willkommen-in-der-jungsteinzeit/397926?fbclid=IwAR236IHqP1gG54w7Obs2z7qA48_SB7NdnFtcyIQUXB48cTHGwdJ7wCN3ygA#lfws79nl7snvscglenr